Selbst-Bewusstsein

Wunschbaumgarten


Was wünschst du dir? Unverhofft stosse ich in Kopenhagen auf eine Kunstaktion von Yoko Ono. Der „Wish Tree Garden“ in der „Copenhagen Contemporary“-Galerie hat eine besinnliche Wirkung auf die sonst so quirlige Umgebung im angesagten, alternativen Hafenviertel. Meine Freundin und ich beschliessen spontan, uns auf die Frage „What is your greatest wish?“ einzulassen. Eigentlich wollten wir ja einen Happen Essbares suchen und einen Apéro geniessen…

Zuerst begutachte ich die unzähligen Zettel an den Ästen. Was wünschen sich die Menschen aus aller Welt? Welche Sprachen kann ich entziffern? Es ist berührend zu lesen, was uns alle bewegt. Krieg, Gewalt, Krankheit, Armut. Die Liste der Übel ist endlos.

Nebst einigen witzigen und völlig praktischen Wünschen, die ein Grinsen auf die Gesichter zaubern, ist die Stimmung dennoch eher nachdenklich. Gemeinsam ist vor allem eines: der grosse Wunsch nach Liebe, Frieden, Freundschaft, Gesundheit, zu Essen für alle. Wir machen uns daran, selbst einen Wunsch aufzuschreiben. Ich setze mich. Denke nach. Was kommt spontan? Klar, das was mich momentan am meisten beschäftigt. Konkrete Wünsche im Alltag. Bald jedoch wird der Horizont weiter. Und ich lande – wie die meisten anderen auch – bei Liebe, Frieden, Wohlstand in einer vereinten Welt.

Ich bin gerührt. Was kann ich tun? Warum bleibt es eigentlich immer nur beim hehren Wunsch nach Frieden oder Liebe, aber in der Realität leben wir diesen Wunsch nicht? Wäre uns in einer Friede-Freude-Eierkuchen-Welt langweilig? Die Fragen begleiten uns ins Apéro und hinterlassen Spuren auf unseren Seelen.

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