Selbst-Bewusstsein

Wer schreit am lautesten?


Kennt ihr das? Mehrere Stimmen, die für ein filmreifes Chaos im Kopf sorgen? So wie im Film „Inside out.“ Wie ich in meiner Coachingausbildung lernte, nennt man das offiziell „das innere Team“. Und ich dachte immer, diese Stimmen in mir seien „e chli schräg“.

Darf ich ein paar Akteurinnen vorstellen:

Es gibt die da: „Ich bin freitags nie da. Da ist die Tussi da. Die kann ich nicht ausstehen. Ich bin die Intellektuelle. Ich weiss alles (besser). Und stehe über den Dingen, weil ich alles in These und Antithese zerbrösle und daraus eine Synthese bastle, die selbst Hegel erblassen lassen würde.

„Ich bin die Tussi. Ich liiiiebe es, über Männer(-geschichten) zu sprechen, zu tratschen, herumzuhängen, zu verführen, sinnlos zu kichern, plan- und hirnlos durchs Leben zu stolpern.“

Oder die: „Hallo – ich bin die Besorgte. Jede Situation hat Potenzial zur Katastrophe. Meine Aufgabe ist es, immer alles abzuwägen und vorauszusehen und vorsorgliche Sicherheitsmassnahmen zu ergreifen.“

Und erst diese Stimme: „Hallo, ich bin die pragmatisch-vernünftige Macherin. Ich kenne die dunklen Seiten der Macht und kämpfe gegen sie. Meine Mission ist es, für Ordnung, Gerechtigkeit und Moral zu sorgen. Nichts entgeht meinem unbestechlichem Blick.“

Das Mantra der liebevollen Mutter lautet: „Ich begleite meine Kinder und sorge dafür, dass sie sich zu selbständigen, weitsichtigen, respektvollen Menschen entwickeln. Sie haben Priorität. Immer!“

Und die Neugierige: „Mann ist mir schnell langweilig. Immer die gleichen Themen werden von diesen Weibern gewälzt. Männer, Psychokram, Kinderkram, Philosophisches. Ich will mal was Neues hören. Los, auf! Lasst uns die Welt entdecken!“

Dann haben wir noch das Trotzkind: „Ich bin immer beleidigt, weil mir niemand zuhört und ich immer zu kurz komme. Niemand nimmt mich ernst. Die anderen sind alle blöd. Ich will Schoggiiii!“

Oder die Kreative: „Ich brauch wieder einmal etwas unverplante Zeit, aber die auf Effizienz getrimmte Macherin lässt keine Pause zu! Komm, lass uns zu eine Idee haben, lass uns tanzen, schreiben, malen!“

Und es gibt je nach (Krisen-)Situation noch die Philosophin, die Ehrgeizige, die Nostalgische, die Kriegerin, die …?

Meine innere Teamkonferenz hat nicht immer die gleiche Besetzung. Es kommt vor, dass einige Akteurinnen in den Ferien sind, je nach Thema. Wehe aber, wenn alle was sagen wollen. Wie zum Beispiel beim Thema „Mutter mit zwei Teenies“. Dann muss ich „la Cheffe“ rausholen. Die ist leider auch manchmal untergetaucht oder einfach heillos überfordert von diesem Chaos im Sitzungszimmer. Und dann wird es richtig spannend. Zum Glück gibt es Yoga. Es lässt mich (durch-)atmen und mich meinen Körper spüren. Es holt meine Chef-Regisseurin aus der Versenkung zurück und lässt sie zu Wort kommen. Und die lautesten Stimmen verstummen. Bis zum nächsten Traktandum … ommmm.

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